Am 1. April hat sie ihren Betrieb aufgenommen, am 14. Juni wurde sie mit einem Empfang in den Räumlichkeiten des Forums Kirche und Diakonie offiziell eingeweiht: Die einzige für alle Betroffenen offene Krebsberatungsstelle in Südniedersachsen.
Damit ist ein Beratungs- und Unterstützungsangebot für Menschen aus der Region geschaffen worden, die sich aufgrund dieser schweren Erkrankung vielfach in einer extremen Ausnahmesituation befinden. Die Krebsberatungsstelle gehört zum Diakonieverband im Kirchenkreis Göttingen in enger Zusammenarbeit mit dem UniversitätsKrebszentrum, das die Arbeit der unabhängigen Beratungsstelle im Rahmen einer Kooperation fachlich begleiten wird.
PD Dr. med. Friederike Braulke, Geschäftsführerin des UniversitätsKrebszentrums Göttingen, betont die Wichtigkeit des Angebots: „Für die Patient:innen in der Region ist das extrem wichtig. Bei uns in der Universitätsmedizin Göttingen im Krebszentrum und im Onkologischen Zentrum erhalten alle Krebspatient:innen und ihre Angehörigen die Möglichkeit für eine sozialdienstliche oder psychoonkologische Begleitung, aber für die Menschen, die außerhalb der UMG behandelt werden, gab es diese Option so strukturiert bislang noch nicht in der Region. Ich freue mich, dass es diese Anlaufstelle jetzt gibt.“
Das Einzugsgebiet ist groß, denn die nächsten gleichwertigen Beratungsstellen befinden sich in Kassel, Hildesheim, Braunschweig und Hannover. Die seit 2017 geplante Krebsberatungsstelle wird durch das Land Niedersachsen, Stadt und Landkreis Göttingen, dem Diakonischen Werk in Niedersachsen sowie dem Kirchenkreis Göttingen unterstützt. 80 Prozent, 210.000 Euro, übernehmen die Krankenkassen. Nach drei Jahren muss neu beantragt werden.
„Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, in Zeiten, wo überall gespart wird, über eine öffentliche Finanzierung durch die Krankenkassen, dieses Angebot nicht nur als Ergänzung zu sehen, sondern auch als Entlastung für unsere anderen Einrichtungen. Denn auch dort kommen Menschen mit einer Krebserkrankung hin, die jetzt durch die Krebsberatungsstelle umfassend psychoonkologisch beraten werden können“, freut sich Jörg Mannigel, Geschäftsführer des Diakonieverbands.
„Ein klassisches Beispiel aus der psychologischen Beratung ist die Situation, dass innerhalb der Familie sehr belastende Themen, die sich um Endlichkeit, Tod und um Verzweiflungsgefühle drehen, manchmal aus Rücksichtnahme nicht thematisiert werden. Wir bieten hier einen Ort, an dem wir ein neutraler Ansprechpartner sind, mit dem es in so einer Situation vielleicht einfacher ist, über seine Ängste und über ganz existenzielle Themen ins Gespräch zu kommen“, erklärt Mitarbeiter Thorben Sinning.
Die Vorteile der Krebsberatungsstelle Göttingen liegen für den Psychologen auf der Hand. „Innerhalb von zehn Tagen erhalten die Ratsuchenden einen Termin. Dieser ist kostenlos. Und auch was die Fachkompetenz angeht, können wir punkten. Im Bereich der psychoonkologischen Beratung sind wir Experten und spezifischer ausgebildet, als allgemeine Beratungsstellen, die auch eine Krebsberatung anbieten. So können wir Erkrankte und ihre Angehörigen bestmöglich beraten.“ Und das in gleich zweierlei Hinsicht. Während Sinnig für die psychologische Beratung zuständig ist, kümmert sich seine Kollegin Sozialpädagogin Christina Wehrmann, beide sind mit einer halben Stelle bei der Krebsberatungsstelle angestellt, z.B. um Fragen zum Schwerbehindertengesetz, zu Pflegeversicherungsansprüchen und finanzielle Hilfen, Anschlussheilbehandlungen und onkologische Rehabilitation oder Selbsthilfegruppen.